Shimano präsentiert die neue Ultegra R8000
TOUR-Fahrtest der neuen Ultegra-Gruppe
Wer die Modellpolitik von Shimano kennt, für den ist die Nachricht keine Überraschung. Ein Jahr nach der Top-Gruppe Dura-Ace hat der japanische Komponentenriese nun die Nummer zwei unter seinen Rennradgruppen grunderneuert. Technisch und optisch orientiert sich die neue Ultegra R8000 stark an der Dura-Ace R9100. Andere Materialien und Fertigungstechnologien stellen aber sicher, dass die Ultegra deutlich günstiger ist als die Dura-Ace und somit für breite Käuferschichten erschwinglich bleibt.
Bis Shimano die ersten Testgruppen der Ultegra R8000 ausliefert, dürfte es erfahrungsgemäß noch eine Weile dauern. Dennoch konnten wir uns schon vor der offiziellen Präsentation ein erstes Bild von der Gruppe machen. Bei einem Besuch beim italienischen Rennradhersteller Pinarello Ende Mai konnten wir das Modell Gan RS mit der vollmechanischen Ultegra R8000 testen. Das fiel uns bei der Testrunde in den Hügeln nördlich von Treviso auf:
Die Schaltbremshebel zeigen sich nur moderat überarbeitet. Die inneren Schalthebel sind etwas größer als bisher und aus allen Griffpositionen perfekt zu erreichen. Wie bei der Dura-Ace weisen die Griffgummis eine Textur auf der Oberfläche auf und greifen sich auch ohne Handschuhe äußerst angenehm. Der Abstand der Bremshebel zum Lenker ist wie bisher stufenlos einstellbar.
Zumindest mit neuen Zügen sind die Bedienkräfte beim Schalten so frappierend niedrig, dass sich in Bezug auf die teure elektrische Di2-Schaltung fast die Sinnfrage stellt. Unser erster Verdacht, dass Shimano mit der neuen Ultegra auch neue Schaltzüge eingeführt hätte, bestätigte sich aber nicht. Die am Gan RS verbauten polymerbeschichteten Züge mit der Typenbezeichnung OT-RS900 sind die gleichen, die auch bei der Dura-Ace-Gruppe zum Einsatz kommen. Dass die Bedienkräfte dennoch subjektiv deutlich niedriger erscheinen als bei der alten Ultegra, könnte aber auch an der direkteren Zuganlenkung des Schaltwerks liegen, die den bisher üblichen 180-Grad-Bogen des Außenzuges ersetzt.
Bei allem Bemühen um Leichtgängigkeit achteten die Entwickler darauf, dass beim Einrasten der Gänge ein deutliches Feedback zu spüren ist. Diese Gratwanderung beherrscht die neue Ultegra perfekt und steht damit keinen Deut hinter der Dura-Ace zurück.
Formal folgt das Schaltwerk dem von den Mountainbike-Gruppen und der Dura-Ace R9100 bekannten Shadow-Design. Die Schaltwerksaufhängung sitzt nun im Windschatten des Parallelogramms. Dadurch ragt der Kettenwechsler weniger weit nach außen und ist besser gegen Beschädigungen geschützt. Lieferbar ist das Schaltwerk in zwei Versionen: Als SS-Version mit kurzem Käfig für Kassetten von 11-25 bis 11-30 Zähnen und als GS-Version mit mittellangem Käfig für 11-28 bis 11-34 Zähnen. Die lange Version des alten Ultegra-Schaltwerks schaffte nur Ritzel bis 32 Zähne, beim ausschließlich mit kurzem Käfig lieferbaren aktuellen Dura-Ace-Schaltwerk ist offiziell schon bei 30 Zähnen Schluss. Die Leitrollen drehen sich um gedichtete Rillenkugellager.
Der vordere Umwerfer übernimmt die von der Dura-Ace bekannte kompakte Bauweise. Durch die veränderte Zugführung wurde die bisher recht komplizierte Einstellung deutlich vereinfacht. Die kompakte Form verringert auch das Risiko, dass der Umwerfer den breiteren Reifen von Crossrädern und Gravelbikes ins Gehege kommt.
Ähnlich beeindruckend wie das Schaltsystem funktionieren die neuen Bremsen. Die Zangen profitieren spürbar von einer steiferen Konstruktion und sprechen noch knackiger an als ihre Vorgänger. Die leicht geänderte Form trägt auch dem Trend zu breiteren Reifen Rechnung. Zwar waren am Testrad nur 25-Millimeter-Reifen montiert. Der Platz unter den Bremsen hätte jedoch locker für 28er-Pneus gereicht. Unverändert blieben die schon bei der alten Ultegra verwendeten SP41-Züge mit Silikonschmierung und die bewährten Bremsbeläge vom Typ R55C4. Die Felgenbremsen werden auch wie bisher als Direct-Mount-Variante angeboten.
Blickfang der Ultegra 8000 ist die markante vierarmige Kurbel, die wie bisher aus Aluminium gefertigt wird. Mit tiefgrau eloxierter Oberfläche wirkt die Antriebseinheit edel und hochwertig. Bei der Befestigung vertraut Shimano weiter der bewährten Hollowtech-2-Technologie mit durchgehender 24-Millimeter-Welle. Der Kurbelstern basiert auf dem Prinzip “One size fits all” und erlaubt die Montage aller gängigen Kettenblattkombinationen wie 50/34, 46/36, 52/36 und 53/39 Zähne. Die früher übliche Trennung zwischen Standard- und Kompaktkurbeln hatte Shimano schon bei der alten Ultegra aufgegeben. Anders als bei der Dura-Ace-Kurbel wird das äußere Kettenblatt nicht komplett aus Aluminium gefertigt. Stattdessen setzt Shimano auf einen Verbund aus Leichtmetall und Kunststoff. Über eine von innen an das Blatt geklebte Kunststofframpe wechselt die Kette ohne nennenswerten Widerstand zwischen den Blättern. Die Elffach-Kette der Ultegra ist künftig in zwei Varianten mit herkömmlichem Verschluss-Niet oder mit einem praktischen Kettenschloss erhältlich. Letzteres ist zwar nur einmal verwendbar, erfordert aber kein Spezialwerkzeug.
Nach eineinhalb Stunden intensiver Fahrt erschien uns der Unterschied zwischen neuer und alter Ultegra größer als der zwischen der aktuellen Dura-Ace und ihrer Vorgängerin. Auch wenn die Ultegra 8000, abgesehen von der größeren Schaltwerkskapazität, keine wirklichen Neuerungen bietet, beeindruckt doch die enorme Qualitätsanmutung und Präzision, mit der die Schalt- und Brems-Performance noch mal auf ein neues Niveau gehoben wird. Bei aller Begeisterung für die Gruppe ist jedoch nicht zu übersehen, dass echte Innovationen künftig eher bei den Ausführungen mit Scheibenbremsen und elektrischen Schaltsystemen zu erwarten sind. Viel besser als die neue Ultegra kann eine mechanische Rennradgruppe nach menschlichem Ermessen kaum noch werden. Erfahrungen mit den Scheibenbremsen und der Di2-Variante der neuen Ultegra reichen wir nach, sobald die ersten Erkenntnisse vorliegen.
Gewichte neue Ultegra R8000 (in Gramm; Herstellerangaben) | ||||
Felgenbremsen, mechanisch | Felgenbremsen, Di2 | Disc, mechanisch | Disc, Di2 | |
STI-Brems-/Schalthebel | 438 | 295 | 550 | 360 |
Schaltwerk | 200 | 242 | 200 | 242 |
Umwerfer (für Sockel) | 92 | 132 | 92 | 132 |
Kurbelsatz (52/36 Zähne) | 681 | 681 | 681 | 681 |
Innenlager | 63 | 63 | 63 | 63 |
Kassette 11f 11-30 Z | 269 | 269 | 269 | 269 |
Kette (114 Glieder | 257 | 257 | 257 | 257 |
Bremsen (v./h.) | 360 | 360 | 280 | 280 |
Bremsscheiben (160 mm) | 257 | 257 | ||
Gesamt | 2360 | 2299 | 2649 | 2541 |
Zu Brems- und Schaltzügen, Hydraulikleitungen sowie Kabeln und Batterien der Di2-Versionen liegen keine Herstellerangaben vor. |
Nice posts! 🙂
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Sanny
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