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Auf der Suche nach einer sportlichen Herausforderung fiel die Wahl auf Mallorca 312. Der Titel des Events steht für die Umrundung der Insel, die 312 Kilometer umfasst. Die Idee hatte ich eigentlich schon vor 6 Jahren, damals waren wir während der Elternzeit auf Mallorca und am letzten Tag unseres Aufenthalts fand die Umrundung der Insel mit insgesamt 312 Kilometern statt. Damals eine eher kleine Veranstaltung ohne gesperrte Straßen. 2019 nun konnte ich mir den Traum erfüllen. Mittlerweile ist das Event mit 8.000 Teilnehmern allerdings zu einer großen Veranstaltungen herangewachsen und die ‚Who’s who‘ des Radsports versammelt sich nun jährlich um die Inselumrundung zu zelebrieren. Die Strecke verläuft auch nicht mehr auf dem äußersten Ring, da eine Straßensperrung durch Palma nicht zu realisieren wäre.

Meine Vorbereitung fing bereits Ende Januar an. Eine Woche Pause nach der Cyclocross Saison sollte reichen, dann folgten unzählige Kilometer auf dem Rennrad an der frischen Luft. Grundlage schimpft sich das in unserem Sport und kann durchaus mal mit Fahrten von Hamburg nach Sylt erfolgen. Bekloppt, aber leider doch irgendwie geil.

Der lang ersehnte Wettkampftag empfängt uns mit milden 9 Grad, Windstille und maximale Temperaturen von 21 Grad. Keine einzige Wolke am Himmel. Der perfekte Tag. Im Startblock gesellen wir uns zu unseren Freunden aus Hamburg und warten nicht enden wollende 30 Minuten bis wir uns mit der Masse endlich in Bewegung setzen. Mit über 40 Sachen geht es dann ins Tramuntana-Gebirge und auf den ersten Anstieg, dem Coll de Feminia. Ich teile mir die ersten 50 KM mit Detlef(ebenfalls aus Hamburg) und wir bremsen uns gegenseitig, um nicht schon am Anfang des Rennes zu ‚überpacen‘. Am Schlussanstieg des Puig Major (900m) überholen wir Rick Zabel, mit ihm im Schlepptau irgendein Promi, der ihn scheinbar daran hindert, schneller zu fahren. Aber hey, wir haben Rick am Berg stehen lassen 😉.

Wie angekündigt, ist Detlef nicht der beste Abfahrer und so verlieren wir uns auf der rasanten Abfahrt nach Soller. Die Suche nach neuen Freunden gestaltet sich schwierig, da die schnellen Fahrer 30 min vor mir gestartet sind. Ich hüpfe also von Gruppe zu Gruppe und genieße dabei die grandiose Landschaft der Westküste. Alleine für diesen autofreien Abschnitt lohnt es sich die Strapazen von M312 auf sich zu nehmen. Nach meinem ersten Stopp beim KM 100 spricht mich ein junger Fahrer auf Englisch an. Mein neuer Freund ist gefunden. Nico 24, Stundent aus Freiburg, ist mein neuer Weggefährte. Es ist Sympathie auf den ersten Metern. Mit seinen 64 Kg bringt er mich an den kurzen Anstiegen auf Pulswerte jenseits der 160. Ich vermisse Detlef. Schluss mit Einteilen und Aufsparen. Wir fliegen an Hunderten von Teilnehmern vorbei und bleiben dennoch zu zweit. Sehr harmonisch läuft unsere Partnerschaft, Nico führt am Berg. Auf den Abfahrten und in der Ebene leiste ich ihm Windschatten. Auch zum Unterhalten bleibt noch genug Luft. Leider bekomme ich Nico nicht für die 312 überredet, so dass wir uns schweren Herzens nach 100 gemeinsamen Kilometer wieder trennen.

Wind kommt auf und ich bin wieder auf mich alleine gestellt. Noch etwas mehr als 100 Kilometer. Wenn ich die in 3 Stunden abreiße, könnte ich unter 10h bleiben. Ich versuche mein Tempo bei ca. 35 KM/h zu halten. Alleine gegen den Wind und nach über 200 KM kein so leichtes Unterfangen. Eine kleine Gruppe aus Briten und Deutschen fährt auf mich auf. Wir werden zwar keine Freunde, aber immerhin können die Herren in der Ebene drücken. Irgendwo bei Petra sammeln wir dann Marion ein, die ein paar Typen an ihrem Hinterrad kleben hat, allesamt können oder wollen scheinbar nicht mehr im Wind fahren und die Dame muss die ganze Führungsarbeit machen. Ich spanne mich vor die Siegerin von 2017 und ihre Begleiter. Kurz vor Arta erwartet uns dann ein wahres Rampenfestival mit bösen Hügeln. Ich bin dabei mir die Kante zu geben und die zwei prozentstelligen Anstiege saugen mir den Saft aus den Beinen. Endlich bahnt sich die letzte Verpflegungsstelle in Arta an. Die Bewohner Artas scheinen genau zu wissen, wie es uns nach 280 Kilometer geht. Der Empfang auf dem Marktplatz ist warm und herzlich. Kurzfristig werden wir aus unserem Überlebensfilm herausgerissen und befinden uns inmitten einer großen Party. Musik liegt in der Luft, ein Tablett mit Bier wird mir unter die Nase gerieben und ein paar Jungs reißen die Trinkflaschen aus den Flaschenhaltern und sorgen für frische Getränke für die letzten 30 KM. Ich warte kurz auf Marion und unsere Gruppe zieht allein von dannen. Die lutschenden Banausen können nun doch wieder führen und kreiseln nun zu fünft vor uns her. Es geht noch mal etwas länger bergauf, ich verspreche meiner Begleiterin, dass wir es oben geschafft haben und dass der Rest ein Genuss sei. Wir schließen die Lücke kurz hinter der Kuppe. Die große Straße in Richtung Alcúdia zieht sich, immer wieder kleine Anstiege, das Tempo ist hoch, nicht zu glauben, dass wir nun schon 300 Kilometer in den Beinen haben und das Tempo fühlt sich an, als würden wir ein Kriterium fahren. Marion fährt neben mir und fragt: „Meintest Du das mit Genuss?“ Die letzten Kilometer sind dann aber doch toll. 312 KM geschafft zu haben, ist schon ein grandioses Gefühl. Die 10 Stunden habe ich nicht ganz geknackt, dennoch werde ich im Ziel herzlich und mit reichlich Bier von Björn, Guido und Uwe in den Empfang genommen. Ein tolles Wochenende, dass nicht nur wegen der Tour lange in guter Erinnerung bleiben wird.

Die Zahlen:
Fahrzeit: 10:13h
Standzeit: 8min
Distanz: 312 KM
Höhenmeter: 5.050 (offiziell)
Gesamtplatz: 82
Altersklasse: 14
Gels: 10
Riegel: 2
Bananen: 2
Wasser: 7,5L
Salzkapseln, Magnesium, Ingwer
Bier im Ziel: 7

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